Führungsqualität

Gespräch mit Michal Meško über Führungsqualität

Nach der Präsentation seines Unternehmens auf der ECNAIS Gemeralversammlung ergab sich die Möglichkeit eines persönlichen Gespräches mit Michael Meško über das Thema „Führungsqualität“.

Auf meine Frage, was es aus seiner Sicht mit dem „Zurücktreten“ des Lehrers auf sich hätte, wie es z.B. in der Montessori-Pädagogik verlangt, aber unterschiedlich interpretiert würde – antwortete er in aller Bestimmtheit, dass das Zurücktreten der Lerhperson sogar eine ganz starke Wirkung hätte. Im Übrigen gälte das genauso für Unternehmer, Vorsitzende und für jede Führungsposition.

Das Modell der sicheren Kernzone

Um das zu demonstrieren deutete mit dem Finger einen ca. 30cm großen Kreis in der Mitte des Tisches an, und sagte: „Stell dir vor, dies hier wäre in meinem Betrieb die „sichere Zone“. Jeder Angestellte der sich hier drin befindet hat nichts zu befürchten, denn hier ist alles geregelt und unter Kontrolle. Wenn du Sicherheit brauchst, bleib hier drin!“

Dann deutete er auf den breiten Bereich zwischen dieser Kernzone und den Kanten des Tisches: „Das hier, zwischen der sicheren Mitte bis zu den Kanten des Tisches, ist die freie Zone, das Experimentierfeld. Je näher du dich beim Zentrum befindest, desto weniger kann passieren, und alles was schiefgeht kann relativ leicht korrigiert werden. Je näher du dich aber an den äußeren Bereichen aufhältst, desto ernsthaftere Fehler können dir passieren, deren Wiedergutmachung bereits größere Mühe kostet.

Selbstverständlich ist die Führungsperson stets in der Lage, Rat und Ermutigung zu geben, sie muss Anpassungen sowie Struktur- und Richtungsänderungen im System vornehmen. Aber sie wird aber immer bemüht sein, sich so wenig wie möglich einzumischen in das was die Angestellten in diesen Außenbereichen tun – das ermöglicht die wertvollsten Lernprozesse!“

„Schule bedeutet Fehler machen in einer gesicherten Umgebung.“ Mesko

Wichtig ist, dass die Führung die Verantwortung behält und immer beobachtet: Sobald jemand zu nahe an die äußeren Kanten der freien Zone gerät („an die Kanten des Tisches“) und droht tatsächlich hinunterzustürzen, wird er entweder gewarnt, mit einem geschickten Mittel zur zum Einhalten gebracht, oder aber er wird als letztes Mittel im freien Fall aufgefangen, damit die Sache nicht wirklich mit einer Katastrophe endet.

Vorbereitete Umgebung inkludiert vorbereitete Ausgänge

Durch dieses Beispiel wurde mir klar, wie wichtig diese graduell unsichere, freie Zone ist, dass sie ein Maximum an Interesse, Herausforderung, Spannung und Erfahrungsgewinn garantiert. Sie ist unbedingt nötig um lebendige, handlungsstarke, verantwortliche Angestellte, Kinder, Bürger oder Schüler hervorzubringen. Denn jedes System braucht einen optionalen Ausstieg, sie entspricht dem Emanzipationswillen der menschlichen Natur.

Dieser Bereich – inklusive seiner inneren sicheren Kernzone – ist das ideale Umfeld, um wertvolle Erfahrungen zu sammeln, Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen zu entwickeln, Selbstständigkeit zu erlangen. Hier können selbstverwaltete Persönlichkeiten entstehen, Menschen die auch sehr genau Bescheid wissen, welcher Wert darin liegt, im richtigen Moment in den Hintergrund zu treten, und den Anderen Raum zu geben.

„Hier liegt das Potential: sei glücklich, lebe Leidenschaft, gib Raum.“ Mesko

Jede Gruppe entwickelt Führungsrollen

Ob es sich nun um eine Familie, eine Schule, eine Gruppe oder einen Regierungsbezirk handelt, es wird immer einen verantwortlichen Leiter geben (oder ein Führungs-Konsortium), von wo aus das System fürsorglich überwacht wird, indem die Funktion, der Inhalt und die Ziele definiert werden, die sicheren und die freien Zonen festgelegt und die äußeren Grenzen beobachtet werden. Demokratie ist eines der Mittel das angewendet werden kann, um dieses System zu organisieren. Unter der Vorausbedingung, dass jeder dieses System auch jederzeit wieder verlassen kann, ist dies das perfekte Führungsmodell.

Hierarchie ohne Missbrauch heißt Verantwortung

Führungsqualität bedeutet die Verantwortung zu übernehmen für einen bestimmten Bereich, und dabei Andere zu ermächtigen innerhalb dieses Systems zu ihrer Bestform aufzulaufen. Das beinhaltet die Fähigkeit der Führungsperson, einen Schritt zurück zu tun, sodass die anderen sich in einem Sicherheitsgefälle frei entwickeln können, zu Selbstläufern in einem sich selbst regulierenden System werden, während ihnen zugleich ein sicherer Bereich zum Rückzug-, verlässliche Parameter und gesicherte äußere Grenzen geboten werden, bei gleichzeitiger Option, das System jederzeit zu verlassen.