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Konferenz über Elternrechte in der schulischen Erziehung

Eine offizielle „Europäische Charta der Elternrechte“ könnte als Argument in Verhandlungen mit den Gesetzgebern von Bedeutung sein.

Seminar über Elternrechte in der Erziehung

Antwerpen

Veranstalter:
ELA „European Association for Education Law and Policy“
und ECNAIS European Council of National Assotiations of Independent Schools“ (neben EFFE die zweite große Europäische Dachorganisation für Vertretungen von Schulen in freier Trägerschaft).

Zur Person des Vortragenden: Der Jurist Prof. Jan De Groof verfasste umfangreiche, spezialisierte Literatur zum Europäischen Schulrecht, sowie eine Doktorarbeit zum Thema „The Right to and the Freedom of Education / The regime of free choice of denominational and non -denominational schools“ – „Das Recht auf- und die Freiheit zur freien Schulwahl / Die Charakteristik der freien Wahl in konfessionellen und nicht konfessionellen Schulen“. Dies und sein persönliches Engagement für die Freiheit der Schulen und die Freiheit der Schulwahl, machen ihn zu einem einflussreichen Experten für die Brüsseler EU Legislative. Unterstützt wird De Groof von der auf Schulrecht spezialisierten Belgischen Juristin Gracienne Lauwers.

Arbeitsgruppe im Konferenzraum

Portugal, Spanien, Belgien, Holland, Dänemark, Ungarn, Österreich, Tschechien, Bulgarien, Ukraine und Griechenland waren durch Teilnehmer vertreten.
Da der Förderverband bereits auf der von Waldorf-Elternsprecher Florian Amlinger initiierten Stuttgarter Konferenz Interesse an einer aktiven, offenen Zusammenarbeit mit den Aktivitäten von ECNAIS bekundet hatte, war die Teilnahme an diesem (komplett aus EU Förderungsmitteln finanzierten) Zusammentreffen möglich. Gerade im Bereich der Elternarbeit durfte ich reichhaltige Erfahrung mitbringen, die in diesem Treffen von besonderem Wert war. Die Geschichte der parlamentarisch „eingemotteten“ Bürgerinitiativen von „FreieSchulwahl.at“ und „Schul-Petition.at“ wurde bei dieser Gelegenheit empathisch reflektiert. Daraus ergab sich für mich der logische Ansatz, die europaweite Vernetzung zu suchen, wenn es national nicht so recht weiter geht.

Arbeitsgruppe im Konferenzraum

Worum ging es?

Prof. De Groof war es ein Anliegen, verschiedene Vertretungen von Schulen in freier Trägerschaft des Europäischen Raumes zu versammeln. Gleich zu Beginn regte er die Gründung einer „Europäischen Charta der Elternrechte“ an, um diese in Brüssel bei weiteren legislativen Prozessen präsentieren zu können. Zugleich sollte diese Charta den einzelnen Nationen in Europäischen Raum ein starkes Argument bei der Verhandlung mit ihren eigenen Regierungsvertretern in die Hand geben.

Gruppenbild – um die Namen zu lesen bitte anklicken.

In Hinsicht auf diese Zielvorgabe wurden sodann reihum die einzelnen Punkte des von den Teilnehmern vorbereiteten Fragebogens zur jeweiligen nationalen Situation durchgesprochen und zusammengefasst.
Dabei zeigte sich, dass es zwar in den einzelnen Ländern natürlich bestimmte historisch begründete Unterschiede gibt, generell sich aber ein Bild zeigt, das einheitliche Bedürfnisse und Ziele erkennen lässt was die Elternarbeit, die Mitwirkung und die Rolle der Eltern in Bezug auf das Schulgeschehen betrifft.

Dass etliche Europäische Länder an dieser Konferenz nicht teilnehmen konnten, ist hinsichtlich der Homogenität des Phänomens keine Abschwächung dieses Ergebnisses.

Vertretungen verschiedenartiger Schulen an einem Tisch: Beatrice Audétat (Österreich), Eugenio Gil-Villén (Spanien), Neves João Fernandes (Portugal)

Was kam heraus?

Nach einem intensiven und kurzweiligen Tag im Sitzungsraum bat Prof. De Groof die einzelnen Teilnehmer darum auszuführen, zu welchem konkreten Themenbereich der geplanten „Europäischen Charta der Elternrechte“ sie einen Beitrag leisten können und wollen.
Die nun verteilten Themen werden von den einzelnen Vertretern bis Ende März 2012 ausgearbeitet und sodann an De Groof weitergeleitet.

Gastgeber: Per Kristensen (Secr.Gen. ECNAIS, Dänemark), Prof. Jan De Groof (ELA, Belgien)

Das vielleicht Wichtigste an diesem Zusammentreffen war der soziale Aspekt und dessen politische Implikation. Es ist überaus erweiternd, mit erfahrenen Vertretern so unterschiedlicher Länder über das gleiche Thema offenen Austausch zu halten und festzustellen dass es sich für alle lohnen könnte, EU-weit an einem gemeinsamen Strang zu ziehen- und zwar unabhängig von Nationalität, der gewählten Vertreterorganisation oder sonstigen Zugehörigkeit.

Kämpfen entschlossen für die Freiheit Ungarischer Schulen: Zsofi Bak, Szilvia Inhof

Die gemeinsam zu Fuß zurückgelegten Wege durch die Stadt, vom Hotel zur Universität und zurück, die zusammen eingenommenen Mahlzeiten und die gemeinsam verbrachten Abende ermöglichten eine informelle, persönliche und herzliche Kontaktaufnahme zueinander – wobei an interessanten Gesprächsthemen kein Ende zu sein schien – was in einem von allen gegenseitig und vital bekräftigten Wunsch mündete, diese Vernetzung und Zusammenarbeit so bald wie möglich fortzusetzen.
Als nächste konkrete Möglichkeit dazu bot sich der 19. – 21. April 2012 bei der jährlichen ECNAIS Konferenz, die im nahe gelegenen Bratislava stattfindet, und auch von Nicht-Mitgliedern dieser Organisation als Treffpunkt in Anspruch genommen wird.

Nutzt in Bulgarien die einmalige Gelegenheit, aktiv an der Gesetzgebung für Freie Schulen mitzuarbeiten: Radka Karagiozova.

Zu erwähnen ist desweiteren, dass es konkrete Ansätze zu einer weiteren europaweiten Konferenz gibt, die 2013 in Österreich stattfinden soll.

Was bringt das für unsere nationale Situation?

Eine offizielle „Europäische Charta der Elternrechte“ könnte als Argument in Verhandlungen mit den Österreichischen Gesetzgebern von gewisser Bedeutung sein. Sie ist ein untrügliches Zeichen einer von der Basis getragenen Bewegung, die nicht nur in Österreich sondern auch im Europäischen Raum nach den gleichen Zielen strebt. Dementsprechend sind auch die gesetzlichen Bedingungen anzupassen.
Unbedingter Bestandteil derselben ist der finanzielle Aspekt – eine rechtlich verankerte finanzielle Grundsicherung ALLER Schulen – getragen vom Willen aller Europäischer Vertreterorganisationen dieser Schulen.

ECNAIS Anmeldung zur Generalversammlung 2012, Agenda

Auf dieser Konferenz ist es gelungen, Vertretungen der Teilnehmerländer und Prof. De Groof als einflussreichen Experten nochmals ganz klar auf unsere spezielle Lage in Österreich aufmerksam zu machen:

Das Österreichische Gesetz aus dem Jahre 1962 mit der fehlenden Rechtsverbindlichkeit der Finanzierung von Schulen in freier Trägerschaft und die diesbezügliche Sonderstellung der konfessionellen Schulen ist nun in aller Munde. Zugleich besteht unter den Teilnehmern ein allgemeines Bewusstsein über die Notwendigkeit einer nur minimalen staatlichen Einflussnahme auf schulische Belange wie z.B. im Besonderen auf die Lehrplangestaltung oder Verwendung unterschiedlicher pädagogischer Methoden.
All dies soll nun in die Arbeitsgruppe zur Erstellung einer Charta der Elternrechte einfließen.

Eindeutiger Tenor war, dass die Eltern das wesentliche Element im Spannungsfeld zwischen Schule und Staat darstellen, da sie die wesentlichen Personen für die Erziehung von ihrer Kinder sind und bleiben.
Aus diesem Grund sei es nur gerechtfertigt, wenn die Eltern in direktem Kontakt mit der Legislative jene Bedingungen nennen, welche für die schulische Erziehung ihrer Kinder maßgeblich und sind, damit diese in die Gesetzgebung einfließen.

Eim herzliches Dankeschön den Veranstaltern und Teilnehmern für das Zustandekommen und die Möglichkeit der Teilnahme an dieser Konferenz.

Durch Wertschätzung und Respekt vor unserer jeweiligen unterschiedlichen und doch in gewisser Hinsicht gemeinsamen Geschichte und Kultur kam ein Gefühl von Reichtum auf, und dieses Gefühl von Reichtum könnte sehr wohl das eigentliche und einzigartige Gefühl Europas sein.
Dieses Gefühl hat uns in diesem Treffen begleitet, und das war bedeutsam.
Es geht im Grunde nur darum, einander zu unterstützen. Wenn die Vertreterorganisationen der Freien Schulen das nicht erkennen und leben, wer dann? Dieses Seminar lässt hoffen auf eine Intensivierung der bereits begonnenen verbandsübergreifenden Österreichischen Vernetzung der Vertreterorganisationen von Schulen in freier
Trägerschaft.
Die Aufgabe, diese Entwicklung zu unterstützen hat sich der Förderverband in seine Statuten geschrieben, und bedankt sich auf diesem Weg noch einmal für die wertvolle Unterstützung durch seine Mitgliedschulen und für die gute Zusammenarbeit im Team von FreieSchulwahl.at.
Es gibt noch viel zu tun.

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