Wozu freie Schulen?

Die Freien Schulen haben im Herbst 2016 beim Verfassungsgerichtshof Klage um finanzielle Gleichstellung mit konfessionellen Privatschulen eingereicht. Die gerechte Finanzierung aller Schulen ist in den meisten europäischen Staaten bereits umgesetzt. Warum nicht auch in Österreich?

In Österreich beobachten wir nämlich eine beunruhigende Schieflage: Freie Schulen erhalten nur ein Zehntel jener Gelder, die vom Staat für öffentliche und konfessionelle Schulen aufgebracht werden, der Rest muss von Eltern getragen werden.
Warum?
Meist sind es die gleichen alten Argumente: -„Freiheit kostet eben!“ „Der Staat soll zuerst das öffentliche System verbessern.“ „Wozu soll der Staat Schulen für Reiche finanzieren?“

„Freiheit kostet eben.“
– Wollen wir das?

Der Denkfehler dabei ist aber, dass es gerade die fehlende staatliche Finanzierung ist, die uns dazu zwingt Schulgeld zu verlangen, sodass wir notgedrungen und Beiträge verlangen müssen, die nicht für jeden leistbar sind!

Aber wozu dann überhaupt freie Schulen?

„Freie Schulen können den richtigen Umgang mit Freiheit lehren.“

Die Freien Schulen entstanden aus der Vision dass jedes Kind und jeder Lehrer optimale Bedingungen vorfinden soll, sich bestmöglich zu entwickeln.

Unrealistisch? Nein, es ist Programm: Die freien Schulen haben die entsprechenden Methoden über Jahrzehnte hinweg entwickelt und optimiert. Das gehört anerkannt.

Heute blicken uns die öffentlichen Schulen ins Heft, schauen sich unsere Methoden ab und profitieren davon – und das ist gut so!
Wir sind gerne Vorbild. Die heutige Zeit verlangt mehr und mehr ein Zurück zur Begeisterung am Lernen, zu Eigenverantwortung, zu einem gesunden Umgang mit Individualität und Gruppe.

Freie Schulen nennen sich „frei“, weil sie bestrebt sind, den Kindern den Umgang mit Freiheit zu lehren. Alles was in der Schule gelernt wird soll unseren Kindern dazu dienen, das eigene Leben selbst gestalten und sich selbst erhalten zu können.

„Wettbewerb bei
gegenseitigem Respekt ermutigt zu Bestleistungen“

Neben Wissen und Fertigkeiten gehören dazu auch der Umgang mit andern, mit natürlicher Autorität und Hierarchie, geprägt von Achtsamkeit und Selbstverantwortung und mit gemäßigtem, respektvollem Wettbewerb. Nur wer das gelernt hat, ist reif genug, verantwortlich mit Freiräumen umzugehen.

All dies kann aber nur von Lehrern und Schulleitern umgesetzt werden, die selbst erfahren im Umgang mit Freiheit sind: „Autonomie“ heißt unser Zauberwort, durch das sich die nötige Qualität in allen Schulen entwickeln soll: Autonomie in pädagogischer, in personeller und in finanzieller Hinsicht. Die Freien Schulen haben diese Grundlagen entwickelt.

„‚Schul-Autonomie‘
heißt das Zauberwort“

Das aktuelle Autonomiepaket der Regierung, welches den Umgang mit Freiheit – die Schulautonomie – schrittweise einführen will, ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung, aber wir sind noch lange nicht am Ziel: Wir müssen nur in den Norden Europas schauen:

Estland zum Beispiel hat diese finanzielle Gleichstellung von privat und öffentlich unter staatlicher Kontrolle schon lange umgesetzt und nutzt so das Entstehen von Vielfalt für die Hebung des Bildungsniveaus.
Oder nehmen wir Finnland, das Land mit der weltweit niedrigsten Analphabeten Rate: Dort werden private wie öffentliche Schulen zu 100% vom Staat finanziert, Einhebung von Schulgeld ist verboten. Es zählt das Erreichen des Bildungszieles, nicht die Art des Weges dorthin – dieser ist allen freigestellt! Zentrales Ziel ist „Bildung für Alle“, unabhängig von öffentlich oder privat, von Alter, sozioökonomischem Hintergrund, Geschlecht oder Muttersprache. Die Lehrer sind hervorragend ausgebildet und genießen in Finnland höchstes Ansehen. Sie haben vollkommene Methoden- und Lernmittelfreiheit.

Wo man auch hinsieht: Der Trend geht in Richtung Eigenverantwortung der Schulen.
Wenn wir wollen, dass Bildung nicht ausschließlich vererbt wird und dass jedes Kind gleichermaßen Zugang zu hochqualitativer Grundbildung hat, dann müssen wir einen gesunden (und fairen) Wettbewerb auch in Österreich zulassen, und dafür müssen auch alle Schulen gleich behandelt werden: Eine Grundsicherung für alle Schulen, ob öffentlich oder privat, ob konfessionell oder nicht-konfessionell, mit den gleichen staatlichen Kriterien. Nur so lässt sich die Vision einer neuen Bildungskultur mit gleichen Chancen für alle verwirklichen: In anderen Ländern bereits Realität.

Es wird Zeit, dass Österreich aufholt.

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